Im Italienischen wird gerne und viel verniedlicht. Durch den Anhang eines -ino wird eine Sache süßer, kleiner, handhabbarer. Und auch ein trauriger Umstand erträglich. Hat man nur den Samstag oder den Sonntag Zeit um einen Wochenendausflug zu machen, erlebt man ein „weekendino“ – ein Wochenendchen. Aber was macht man an so einem Tag in Mailand?
Die Innenstadt ist nicht sehr groß, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kann man zu Fuß erreichen. Ansonsten gibt es aber tatsächlich auch einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. Mit U-Bahn. Einzigartig in Italien, allein deshalb sollte man die (sogar sehr günstige) Metro mal benutzen.
Wir beginnen im Zentrum mit dem berühmten Mailänder Dom (den man auf der Internetseite gratis im Rundumvideo besuchen kann, wenn man sich die 2 Euro Eintritt sparen möchte). Die flächenmäßig drittgrößte Kirche der Welt findet sich nicht umsonst auf fast jedem Reiseführerumschlag.
Direkt nebenan ist die Galleria Vittorio Emanuele II, eine ehrwürdige Einkaufsgalerie, die vom Köing Viktor Emanuel persönlich eingeweiht wurde. Wem die finanzielle Ausstattung für die internationalen Luxusmarken fehlt, findet im Untergeschoss eine schöne Buchhandlung, La Feltrinelli, die sogar fremdsprachige Bücher führt. Ihr merkt schon, Mailand ist anders als andere italienische Städte. Es gibt sogar ausländisches Essen und zwar nicht nur von chinesischen Einwanderern zubereitetes All-You-Can-Eat-Sushi, sondern auch argentinische Tapas, brasilianisch-japanische Fusionküche, griechische Kleinigkeiten. Weil die italienische Küche ganz objektiv betrachtet die beste der Welt ist, findet man normalerweise keine nicht-italienischen Restaurants. Völlig berauscht von der Auswahl hüpfe ich durch die Navigli und kneife mich unauffällig. Nein, alles echt. An den Kanälen trifft man sich zum Mittagessen, Eisessen oder abends zum Flanieren und Aperitiftrinken. Schick machen nicht vergessen!
Ein weiteres Mailänder Muss ist das Schloss, das Castello Sforzesco. Erstens weil vor dem Schloss der wohl hässlichste Brunnen der Stadt steht und zweitens weil es im riesigen Innenhof viele Bänke zum Ausruhen gibt. Und natürlich spannende Ausstellungen und Veranstaltungen.
Wem die Navigli zu überlaufen und nicht exotisch genug sind, muss nach Chinatown, das hinter dem schönen Schlosspark liegt. Die Via Paolo Sarpi ist eine Fußgängerzone, in der man zwischen Restaurant, Bekleidungsgeschäften, Reisebüros, Supermärkten umherläuft und kein Einziges Schild lesen kann – außer man spricht Chinesisch. Der caffè an der Bar ist trotzdem gut und wer Sehnsucht nach Hipsterchick hat, kann sich für ein Glas Weißwein und leckere Kleinigkeiten in der Bar oTTo niederlassen. Drinnen auf den hellen Holzmöbeln hinter den riesigen Fenstern oder auf der Terasse mit Blick aufs Geschehen. Das Abendessen ist dann traditionell chinesisch. Nicht erschrecken, wenn das erste Gericht auf der Karte Hühnerfüße sind, sondern einfach probieren, was man noch nicht kennt. Und dazu teilen wir uns eine Flasche Bier, die mit zwei kleinen Kelchen gebracht wird. Chin chin, auf die Mailänder Vielfalt.