Ein paar Wochen in Padua und ich war verliebt. Ein halbes Jahr Erasmus und ich war abhängig: vom Spritz, dem ultimativen Aperitif. Wahrscheinlich in den 1920er Jahren in Padua erfunden, gibt es den Spritz zwar heute überall aber nur in Padua (okay, im Veneto) gibt es ihn so gut und so günstig. Überall sonst ist der Spritz ein Longdrink aber hier bildet er seine eigene Kategorie. Und kostet eigentlich nie mehr als drei Euro, weil er zur Grundversorgung gehört, wie caffè. Die Nähe zum Proseccoanbaugebiet und dem Geburtsort des Aperol in Bassano del Grappa waren ideale Voraussetzungen um meinen Lieblingsaperitif zu kreieren. Außerdem kommt das meiste italienische Wasser von hier. Und damit haben wir die drei Zutaten auch zusammen.
Und wo trinkt man diesen Spritz nun? Eigentlich überall aber hier sind meine persönlichen Empfehlungen:
Klassisch auf der Piazza
Nichts ist an einem lauen Sommerabend schöner als ein Aperitif auf der Piazza die Signori. Der ganze Platz ist, nachdem der vormittägliche Markt abgebaut wurde, mit Tischchen und Stühlen eingedeckt. Auch im Winter kann man hier natürlich einkehren, zum Beispiel in der gemütlich-verhipsterten Hendrix Bar.
Elegant im Pedrocchi
Das Pedrocchi ist das erste Café am Platz. Seit dem 19. Jahrhundert diskutieren hier Studierende (die Uni ist gegenüber) Dozent*innen und Politiker*innen; zugegebenermaßen heute eher die zahlreich vorhandene Padovaner Oberschicht. Übrigens bringt es Unglück hier vor seinem Universitätsabschluss einzutreten. Oder den Grünen Saal zu betreten, oder auf dem Löwen zu sitzen, das ist nicht ganz klar. (Bevor ich das wusste und mein Examen hatte, bin ich drinnen gewesen und musste deshalb extra in einem vietnamesischen Tempel Glückschildkrötenstatuen streicheln aber das ist eine andere Geschichte.) Der Spritz kommt mit einer Auswahl feiner Kleinigkeiten, deswegen ist er auch so teuer. Sechs Euro, aber jetzt habe ich mein Examen ja in der Tasche und das muss man feiern.
Studentisch
Padova ist eine Unistadt, immerhin gibt’s die Uni seit 1222. Meine liebste Studikneipe mit erhöhtem Ranzfaktor ist das Alexander. Weil die linke Bar dem Lega Nord Bürgermeister zu laut war, muss sie aber schon um zehn Uhr schließen. Der Spritz kostet 2,50 € und kommt mit der Olive drin.
In der Stammbar
Kann man sich in einer Bar zu Hause fühlen? Ja, in seiner Stammbar kann man das. Wenn ich in die Zù Bar komme, Lorenzo der Eigentümer mich begrüßt und fragt wie es geht und ob ich das Übliche will – seinen vorzüglichen Spritz – dann geht’s mir gut. An den Wänden hängen wechselnde Bilder, es läuft eklektizistische Musik und wenn es warm ist, kann man auf der Terrasse zum Hof sitzen. Nicht vom Eingang täuschen lassen, dahinter geht es weiter! Der Spritz kostet 2 € inklusive Chips und manchmal gibt es Snacks.
Übrigens: weil Aperol seit ein paar Jahren dem internationalen Campari gehört, machen einige Bars den Aperitif mit dem lokalen Luxardo, der auch richtig gut ist. Und noch was: nach 23Uhr darf man keinen Spritz mehr trinken, dann gibt es Negroni.